Heike Wiechmann - Autorin & Illustratorin

Leseprobe aus dem ersten Kapitel

Ein Pony zu viel

Brmmm tockerockerock brmmm – wietsch klackernack. Der grüne Trecker rüttelt noch ein wenig und hält dann mit einem Schnaufer auf dem Hof vor den Pferdeställen. „Moin!“, ruft Malte und springt vom Traktor. „Hallo Malte!“, lacht Filipa, die alle nur Flipp nennen. Sie stößt Luis an, der neben ihr auf dem Koppelgatter hockt. „Malte ist da!“ Luis lässt das Buch, das er gerade liest, sinken und hebt den Kopf. Durch dicke Brillengläser starrt er zu den Pferden auf der Weide und murmelt: „Malte? Ach! Wo denn?“ „Hier!“ Flipp packt Luis an beiden Ohren und dreht seinen Kopf Richtung Trecker. „Oh! Ach so! – Hi, Malte!“ Ungeschickt rutscht Luis vom Gatter und winkt. Mit einem redseligen „Moinmoin!“ begrüßt Malte den Freund. „Jetzt fehlt nur noch Greta!“, sagt Flipp. „Dann sind wir vollzählig und können einen Beschluss fassen!“ „Häh?“, fragt Malte. Bevor Flipp ihm erklären kann, dass sie sich heute treffen, um die gemeinsamen Sommerferien zu planen, kommt Greta aus dem Stall und ruft: „Cool, dass ihr alle da seid! Jetzt kann‘s losgehen!“ „Genau!“, lacht Flipp. „Und? Wie sieht‘s aus? Was liegt an in diesem Sommer?“ „Treckerfahren?“, überlegt Malte und starrt auf seine kuhfladenverschmierten Gummistiefel. Luis nickt, doch Flipp schüttelt den Kopf, dass ihre Locken nur so fliegen. „Auf keinen Fall!“, ruft sie. „Das haben wir letztes Jahr jeden Tag gemacht. Ich bin für Fußball!“ 1 Greta seufzt. „Mensch, Flipp! Deine Mannschaft gewinnt sowieso!“ „Genau!“, sagt Luis. „Ein Spiel zur Ermittlung eines Siegers ist da vollkommen obsolet. Allein die Mannschaftsaufstellung reicht aus. Wie wäre es mit Grillen? Bei mir? Ich frag Mrs. Green, die zaubert gerne was für uns.“ „Obso – was?“ Malte ist noch damit beschäftigt das seltsame Wort zu untersuchen, das Luis so lässig in die Runde geworfen hat. „Luis meint ‚überflüssig‘“, erklärt Greta. „Wir müssen gar nicht erst Fußball spielen. Der Sieger steht sowieso fest, nämlich Flipps Mannschaft. Und Grillen, Luis, reicht nicht für die ganzen Ferien.“ „Gut, dann eben reiten!“, schlägt Flipp vor, aber Luis zuckt zusammen. Er denkt daran, wie schwierig es ist, seine langen Arme und Beine auf dem schwankenden Pferderücken zu koordinieren. „Klar, könnten wir das mal machen“, murmelt er. „Aber nicht sechs Wochen lang, okay?“ „Finde ich auch“, sagt Greta. „Ich reite ja sowieso jeden Tag. Das ist nichts Besonderes.“ „Mmmmh!“, macht Malte und zeigt mit dem Daumen über seine Schulter Richtung Ostsee. „Baden im Meer?“, übersetzt Greta und Filipa quietscht sofort: „Nee! Da gibt’s in diesem Jahr jede Menge Quallen! Hab ich heute früh bei Opa Blinkfüers Leuchtturm am Strand gesehen.“ Sie tut, als müsse sie sich übergeben und fügt ein angewidertes „Ööörks!“ hinzu. „Also“, fasst Luis zusammen. „Treckerfahren, Fußballspielen, Grillen, Baden, Reiten – das kommt alles nicht in Frage. Sieht irgendwie nach ziemlich langweiligen Ferien aus, oder?“